Es roch nach Hunden und nach meinen Artgenossen, nach Angst und nach Desinfektionsmittel, nach Hoffnungslosigkeit. Du fülltest Papiere aus und sagtest, dass du wüsstest, dass man sicher einen guten Platz für mich findet. Die beiden Damen hinter dem Schreibtisch zuckten mit den Achseln und fanden dich merkwürdig. Sie verstanden die Wirklichkeit, der eine Katze mit über 15 gegenüberstand. Du hattest die Finger deiner jüngsten Tochter aus meinem Fell lösen müssen, während sie schrie ?Nein, nein! Nehmt mir meine liebe Katze nicht weg!? Ich wunderte mich noch wie du ihr ausgerechnet in diesem Moment etwas von Freundschaft, Verantwortung und Loyalität vermitteln wolltest. Zum Abschied tipptest du leicht auf meinen Kopf, hast dabei tunlichst vermieden, mir in die Augen zu sehen und lehntest höflich ab, meine offen daneben stehende Transportbox wieder mitzunehmen. Du hattest einen wichtigen Termin einzuhalten, nun habe ich auch einen. Nachdem du weg warst, sagte eine der netten Damen, du hättest mit Sicherheit schon lange vom Umzug gewusst und somit wäre Zeit gewesen, einen ?guten Platz? für mich zu finden. Sie schüttelten bedrückt den Kopf und fragten leise: ?Wie konntest du nur??

Die Damen widmeten sich uns, wann immer es ihre Zeit zuliess. Wir bekamen gute und reichliche Mahlzeiten, aber ich verlor meinen Appetit schon vor vielen Tagen. Anfangs hoffte ich noch darauf, dass du eines Tages zurückkommst und mich hier rausholst, wünschte mir, dass all das nur ein schlimmer Traum war und ich eines Tages aufwache? bei dir zu Hause? Aber du kamst nie. Und immer, wenn jemand an ?meinem? Vermittlungszimmer vorbei ging, presste ich bittend meine Pfote durch jeden möglichen Spalt. Gab es niemanden, der mich mochte? Niemanden, dem ich all meine Liebe und Dankbarkeit und zärtliche Treue schenken durfte? Die Wahrheit war, dass ich es mit keinem der kleinen knuddeligen Katzenkinder aufnehmen konnte. Unbeachtet, von allen übersehen und vergessen, zog ich mich in eine Ecke zurück, stand nicht mehr auf.

Eines Tages, am Nachmittag, hörte ich Schritte. Man hob mich auf, trug mich über einen Korridor, der in einen Raum mündete. Es war ein seliger, ruhiger Raum. Die Frau stand am Tisch, streichelte behutsam über meinen Kopf und erklärte mir, dass ich mich nicht sorgen sollte. Mein Herz schlug voller Erwartung auf das, was nun kommen sollte. Gleichzeitig hatte ich ein Gefühl des Loslösens. Mir, der Gefangenen der Liebe, gingen die Tage aus. Ich war mehr um die Frau besorgt als um mich. Ich erkannte, dass sie an einer Last tragen müsse, die Tonnen wog. Sie band leicht etwas um meine Vorderpfote, während eine Träne ihre Wange hinunter lief. Sie schob meinen Kopf in ihre Hand, so wie ich es immer bei dir getan hatte, um dir meine Liebe zu zeigen. Ich spürte einen leichten Einstich und eine kühle Flüssigkeit, die in mich hinein floss. Ich streckte mich schläfrig aus, schaute dabei in die freundlichen Augen der Frau und ich sagte: ?Wie konntest du nur??. Möglicherweise verstand sie mein leises Miauen, denn sie sagte: ?Es tut mir Leid!? Sie umarmte mich hastig und erklärte, dass es ihr Job sei, mir einen besseren Platz zu geben, an dem ich nicht missbraucht, ignoriert und verlassen sein würde. Einen Platz, an dem ich mich nicht verkriechen müsse, einen Platz der Liebe und des Lichts, der so anders sei als auf Erden. Mit meinem letzten Funken Energie öffnete ich weit meine Augen und sah sie unverwandt an, versuchte ihr so zu sagen, dass mein ?Wie konntest du nur?? nicht an sie gerichtet war. Ich dachte an dich, du mein geliebter Mensch. Und ich werde immer an dich denken und auf dich warten. Mein letzter Atemzug ist mein Wunsch, dass dir in deinem Leben immer diese Loyalität entgegengebracht wird, die mir verweigert worden war?

Dazu einige Worte des Autors: Wenn diese Zeilen ?Wie konntest du nur??? Ihnen Tränen in die Augen trieb, dann ging es Ihnen wie mir, als ich sie schrieb. Deshalb ist es ausdrücklich erlaubt, diese Geschichte so oft wie möglich weiterzugeben, sofern es nicht kommerziellen Zwecken dient. Erklären Sie der Öffentlichkeit, dass die Entscheidung, ein Haustier aufzunehmen und in die Familie zu integrieren, wichtig für das ganze Leben sein kann. Dass man ein Haustier nicht einfach aufgeben darf ? und wenn es absolut nicht anders geht, es wenigstens nicht in ein Tierheim, sondern in eine liebevolle neue Familie geben und sich dankbar von ihm verabschieden soll. Dass Tiere unsere Liebe und unseren Respekt verdienen, vielleicht mehr als die meisten Menschen?.